Große Buchliebe

Celine Nadolny definiert die Bookstagramer-Szene neu. Mit ihrem Finanzblog Book of Finance hat sie den spannenden Spagat zwischen Buchwelt und Finanzen gewagt. Mit Bravour!

Über 40.000 Instagram Follower, Finanzblog des Jahres 2020 und 2021, mehr als 500 gelesene Bücher. Und das mit erst 23 Jahren.  Das macht uns neugierig und wir würden gerne mehr darüber erfahren.

Celine, wie bist du überhaupt auf die Idee zu dem Blog gekommen? Was hat den Anstoß gegeben?

Im Grunde waren es zwei voneinander getrennte Erkenntnisse, die ich gewonnen habe. Zum einen habe ich als bekennende Leseratte immer nach genau einer solchen Plattform gesucht, wie es Book of Finance heute ist – umfangreich, unabhängig, ehrlich und wissenschaftlich fundiert.

Wenn ich nach neuem Lesestoff gesucht habe, stieß ich nur auf halbgare Buchrezensionen und Empfehlungslisten. Dort standen entweder immer wieder dieselben Bücher, die ich allesamt bereits gelesen hatte oder sie waren voller „kostenloser“ Bücher, die das Papier nicht wert waren, auf dem sie gedruckt wurden, aber eben mehr Provisionen für die „Tippgeber“ gaben.

Zum anderen begannen viele in meinem Umfeld mich nach Buchempfehlungen und Finanztipps zu fragen und ich merkte, dass ich den Menschen damit weiterhelfen kann. Also startete ich dieses Projekt einfach selbst.

 

Was war das Ziel von Book of Finance?

Mit meinem Blog, meiner Homepage und den zahlreichen Social-Media-Kanälen möchte ich vier Dinge erreichen:

Zum einen insbesondere das weibliche Publikum für hochwertige Sachbücher und das Thema Finanzen begeistern, denn wir alle kennen Leute in unserem Umfeld, die zwar viel lesen, aber eben nur Romane und Thriller oder gutes Geld verdienen, aber sich kaum Gedanken über die Zukunft machen.

Auf der anderen Seite möchte ich bei der Auswahl des richtigen Buches unterstützen. Denn unsere Zeit ist knapp und da draußen gibt es zu viele schlechte Bücher.

Aber ich möchte auch für ehrliche und vor allem wissenschaftlich fundierte Finanztipps stehen. Die Auswahl an fragwürdigen Quellen, die langfristig mehr Geld kosten als sie bringen ist enorm und nicht jeder meint es gut mit uns und unserem Geld.

Und abschließend möchte ich durch meine Leidenschaft, meine Energie, meine positive Art und meinen Werdegang motivieren, deinen Zielen, Wünschen und Träumen voller Mut nachzugehen!

Deswegen wird man bei mir immer fröhliche Bilder mit meinen Büchern finden, anhand einer 5 Sterne Skala schnell einen ersten Eindruck erhalten, welches Buch interessant sein könnte. Passend dazu liefere ich in meinen Stories eine Vielzahl von Buchausschnitten und man kann mich auch immer nach Tipps fragen.

 

Wer sind deine Leser? Echte Profis oder Beginner?

Das ist wirklich komplett breit gestreut. Mir folgen wahrscheinlich tausende Menschen, die sich mit dem Thema Finanzen noch nie auseinandergesetzt haben und nun mit mir die ersten Schritte wagen. Aber auch etliche andere Finanzblogger:innen und erfahrene Börsianer:innen folgen mir, um sich Buchtipps aus der Welt der Finanzen, aber vor allem auch der Persönlichkeitsentwicklung und des Unternehmertums zu holen.

Darüber hinaus habe ich aber auch zunehmend echte Expert:innen und Autor:innen unter meinen treuen Followern. Schon fast seit Tag eins habe ich da den/die eine oder andere treue, namhafte Seele an meiner Seite.

Diese Mischung macht mich richtig stolz, denn ich werde von Einsteiger:innen als vertrauenswürdig und nahbar wahrgenommen und von erfahrenen Expert:innen als wertig und verlässlich eingestuft.

 

Was war das schönste Feedback zu Book of Finance?

Für mich gibt es nicht „das“ schönste Feedback. Ich erhalte tagtäglich hunderte Nachrichten von meinen Abonnenten. So viele schreiben mir, dass ich mit meinem Projekt ihr Leben verändert hätte, dass sie durch mich wieder ihre Liebe zum Lesen gefunden haben, endlich ihre Geldprobleme lösen konnten, in die nebenberufliche Selbstständigkeit gestartet sind, ihre Lebensziele gefunden haben und nun ein viel erfüllenderes Leben führen können.

Ein schöneres Feedback kann ich mir nicht vorstellen. Und dafür bin ich unendlich dankbar, denn ich hätte niemals für möglich gehalten, dass ich mit meiner Leidenschaft auf eine solche Resonanz treffen würde.

 

Wie sieht dein Bücherregal aus? Bist du ein Sammler, ein Tauscher oder ein E-Book-Reader?

Mein Bücherregal ist für mein Alter sicher riesig und prall gefüllt. Es ist insgesamt drei Meter breit, extra bis zur Decke aufgestockt und mit hunderten wertvollen Büchern bestückt. Der Wert wird sicher jenseits der 4.000 EUR liegen.

Die Fluktuation ist aber recht groß, denn bei mir bleiben nur die Bücher, die ich mit vier oder fünf Sternen bewertet habe. Alle anderen Bücher verschenke, verlose oder spende ich an Freund:innen, Bekannte oder Bildungseinrichtungen.

Die Schätze behalte ich aber auf jeden Fall, denn ein gutes Buch wäre kein gutes Buch, wenn sich nicht ein zweiter Blick lohnen würde. Und manches Mal ist man überrascht, wie viel man noch Neues in einem bereits gelesenen Buch entdeckt.

Für E-Books konnte ich mich bislang noch nicht erwärmen. Mir fehlt dabei schlicht die Haptik, die ein wirklich gutes Buch mit sich bring. Für längere Reise – vielleicht auch für meine Weltreise – wäre es dann aber doch wohl praktischer.

 

In Deutschland wird generell über Geld wenig geredet. Hast du das Gefühl, dass ändert sich gerade?

Ein Stück weit vielleicht, aber immer noch nicht wirklich. Die Frage ist auch, was definiert man als „über Geld reden“? Wenn ich mich in meinem Bekannten- und Freundeskreis umschaue, dann weiß ich von den Wenigsten, wie viel sie im Monat verdienen, ausgeben oder anlegen. Und erst recht nicht, wie viel sie auf der hohen Kante haben.

Im Social-Media könnte man den Eindruck gewinnen, – zumindest, wenn man in die Finanz-Community schaut – aber das ist eben auch nur eine Bubble und dort wird auch nicht alles geteilt. Nur die Wenigsten reden offen über Geld. Viel lieber wird mit den Erfolgen geprahlt und die sind nun einmal in Geld ausgedrückt.

Man darf aber wirklich nicht vergessen, dass das nur eine kleine Schar von Menschen ist. Viele Millionen mehr in unserem Land haben mit dem ganzen Thema überhaupt keine Berührungspunkte und würden niemals offen über Geld sprechen. Weder über Geldsorgen noch über Geldsegen.

Ich persönlich mache es auch nicht vollumfänglich. So teile ich auch nicht meine Depot- oder Kontostände, spreche nicht über mein Einkommen, schildere meine finanziellen Ziele nur grob und lege maximal Sparquoten, Renditen und Depotzuwächse offen, aber mehr eben auch nicht. Wir leben nämlich leider immer noch in einer sehr großen Neidgesellschaft und auf niveaulose Diskussionen habe ich einfach keine Lust. Ich wurde auch so schon für einige Interviews aus dem sozialistischen und unglücklichen Lager diffamiert und beleidigt.

 

Du stellst jede Woche zwei Bücher vor. Liest du alle Bücher komplett oder hast du auch schon einmal Bücher vorher weggelegt?

Tatsächlich zwinge ich mich seit Gründung von Book of Finance dazu, jedes einzelne Buch wirklich von Anfang bis Ende durchzulesen. Auch, wenn mir das bei dem einen oder anderen Werk dann doch mal schwerfällt.

Ich muss es aber einfach machen, weil ich nur so die Bücher auch sauber rezensieren und beurteilen kann. Manches Mal sind mir auch schon Dinge selbst im Anhang aufgefallen, die dann nochmal zu einem Punktabzug geführt haben und etliche Bücher starten extrem gut – vor allem im Finanzbereich – werden dann aber zum Ende hin schwammig bis abstrus.

 

Wie zeitlos ist Lektüre zu Finanzen? Überholen sich viele Themen nicht schnell?

Es kommt drauf an, welcher Philosophie man ist. Selbstverständlich gibt es vor allem im Bereich Finanzen eine ganze Schar, – von meist jungen männlichen Kollegen – die kein Buch anrührt, was älter als zwei Jahre ist, weil das Wissen nicht mehr aktuell sein kann. Das sind aber dieselben Personen, die Sir John Templeton ansprach, als er sagte: „Die teuersten fünf Wörter an der Börse sind: Dieses Mal wird alles anders.“

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sich die grundlegenden Annahmen im Bereich der Finanzen selbst über Jahrzehnte nicht verändert haben. Da sei zum Beispiel das Buch von George Samuel Clason erwähnt. Sein Werk „Der reichste Mann von Babylon“ erschien erstmals im Jahr 1926 und vermittelt bis heute zeitlos, wertvolles Wissen im Umgang mit Geld.

Wenn es allerdings um Steuerthemen, Konjunkturdaten, Prognosen und Co. geht, dann veraltet das Wissen selbstverständlich. Ein Steuerbuch von vor zwanzig Jahren wird uns heute nicht mehr viel bringen, aber gerade bei Büchern mit Börsenstrategien ist es manchmal sehr amüsant zu prüfen, ob die Prognosen und Ansätze von damals auch wirklich funktioniert hätten. Ich habe schon eine ganze Handvoll Bücher rezensiert, die damals das Gelbe vom Ei versprachen und mit denen man dann doch sein Geld verbrannt hätte. Scharlatane erkennt man leider häufig erst in der Rückschau.

 

Wie wichtig findest du es sich über Finanzthemen weiterzubilden und worauf sollte man achten?

Für mich steht es vollkommen außer Frage, dass man sich mit diesem Thema beschäftigen muss. Das war eine meiner prägendsten Erkenntnisse aus meinem ersten Finanzbuch vor knapp sieben Jahren.

Wir alle müssen uns dem Thema Finanzen eines Tages stellen, ob wir wollen oder nicht. Je länger wir es aufschieben, desto unschöner wird es auf uns zurückkommen. Dabei geht es nicht nur darum, die eigene Altersvorsorge zu regeln, sondern auch einen Weg, den eigenen Lebenszielen näher zu kommen. Geld macht zwar für sich genommen nicht glücklich, aber es ist Mittel zum Zweck und man kann es gegen Dinge eintauschen, die einen glücklich machen, die einem mehr Zeit geben, sich um die Dinge und Menschen zu kümmern, die einem am Herzen liegen.

Ein ausgeprägtes Verständnis für Finanzen ist für mich in dem Sinne auch nochmals unbezahlbar, weil es für Betrügern schützt.

Machen wir uns nichts vor: Überall, wo viel Geld verdient werden kann, tummelt sich auch eine Schar von Lügnern und Halunken. So ist es nun einmal. Nur wer Vorwissen und Grundlagen mitbringt, kann aber überhaupt die Guten von den Schlechten, die Wissenden von den Unwissenden unterscheiden. So wie ich ein Buch auch nur dann beurteilen kann, wenn ich davon bereits hunderte Bücher im selben Genre gelesen habe.

Der ehemalige Princeton Professor Burton Malkiel brachte es bezogen auf den Kapitalmarkt mal so auf den Punkt:

„Es gibt drei Arten von Leuten, die Marktprognosen treffen: diejenigen, die nichts wissen; diejenigen, die nicht wissen, dass sie nichts wissen, und diejenigen, die genau wissen, dass sie nichts wissen, aber viel Geld dafür kassieren, dass sie so tun, als wüssten sie Bescheid.“

Leider eine traurige Wahrheit, die ich jeden Tag aufs Neue beobachten muss …

 

Hättest du dir in der Schule mehr Themen rund um den Umgang mit Geld gewünscht?

Das ist eine spannende Frage, denn dabei bin ich immer sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite hätte ich es mir natürlich gewünscht, denn ich habe so ziemlich gar nichts über den Umgang mit Geld, Steuern, Karriere oder Unternehmertum in der Schule gelernt. Und es hätte mit Sicherheit nicht geschadet, ganz im Gegenteil.

Ich bin auch der festen Überzeugung, dass unsere politische Landschaft ein wenig anders aussehen würde, wenn wir in der Schule verpflichtend das Thema Finanzen, Geldpolitik und Wirtschaft unterrichten würden.

Dennoch habe ich bei all diesen Themen immer eine große Sorge und bin deswegen mit dem Appell „Finanzielle Bildung muss in die Schulen“ immer sehr vorsichtig. Denn wer soll es bitte unterrichten und vermitteln? Es wird schwierig werden, eine Vielzahl von finanziell gebildeten Menschen zu finden, die vollkommen ohne Eigeninteresse und politische Einfärbung, das Thema Geld den Schülern näherbringen.

 

Wenn du Schüler auf den Geschmack bringen möchtest, welches Finanzbuch würdest du als gute Einsteigerbuch empfehlen?

Mein liebstes Buch zum Einstieg habe ich oben bereits genannt. Das wäre „Der reichste Mann von Babylon“ von George Samuel Clason. Für mich ein absolut zeitloses Meisterwerk, dessen Geschichten immer wieder in anderen Publikationen kopiert, aber nie erreicht werden. Es vermittelt auf romanhafte Art und Weise, vor der wundervollen Szenerie des antiken Babylons, wie man sein Vermögen mehrt, wie man es investiert und wie man es schützt.

Ein weiteres tolles Werk zum Einstieg ist „Ein Hund namens Money“ von Bodo Schäfer. Das kann man auch problemlos Kindern ab 10 Jahren mit an die Hand geben. Es umfasst nochmal inhaltlich ein paar mehr Perspektiven, vor allem im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und Unternehmertum.

 

Vielen Dank für das Interview!