Armut in der Aus­bil­dung

In einem vor­he­ri­gen Blog­bei­trag haben wir das wich­ti­ge Thema der Ar­muts­ge­fähr­dung bei Stu­die­ren­den be­leuch­tet und Ur­sa­chen, Aus­wir­kun­gen und Lö­sungs­an­sät­ze ana­ly­siert. Heute möch­ten wir einen Blick auf ein ver­wand­tes Thema wer­fen, das eben­so drin­gend Be­ach­tung ver­dient: Die Ar­muts­ge­fähr­dung bei Aus­zu­bil­den­den. Hier gibt es be­mer­kens­wer­te Par­al­le­len hin­sicht­lich fi­nan­zi­el­ler Her­aus­for­de­run­gen und so­zia­ler Be­las­tun­gen.

Die Ar­muts­ge­fähr­dung bei Aus­zu­bil­den­den ist keine ho­mo­ge­ne An­ge­le­gen­heit, son­dern va­ri­iert je nach in­di­vi­du­el­ler Le­bens­si­tua­ti­on. Wäh­rend ei­ni­ge Aus­zu­bil­den­de fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung von ihren El­tern er­hal­ten, sind an­de­re ganz auf sich al­lei­ne ge­stellt. Fa­mi­liä­re Ver­pflich­tun­gen, per­sön­li­che Um­stän­de und re­gio­na­le Un­ter­schie­de spie­len eine ent­schei­den­de Rolle bei der fi­nan­zi­el­len Si­tua­ti­on der Aus­zu­bil­den­den.

Man­che Aus­zu­bil­den­de müs­sen in Groß­städ­ten hohe Mie­ten stem­men, wäh­rend an­de­re in struk­tur­schwa­chen Re­gio­nen mit be­grenz­ten Ar­beits­mög­lich­kei­ten kon­fron­tiert sind. Al­lein­er­zie­hen­de Aus­zu­bil­den­de ste­hen oft vor be­son­de­ren Her­aus­for­de­run­gen, da sie nicht nur ihre Aus­bil­dung fi­nan­zie­ren müs­sen, son­dern auch die Ver­ant­wor­tung für ihre Kin­der tra­gen. Ge­sund­heit­li­che oder fa­mi­liä­re Pro­ble­me ver­schär­fen die fi­nan­zi­el­le Be­las­tung wei­ter.

Ar­muts­ge­fähr­dung hat er­heb­li­che Aus­wir­kun­gen auf das Leben der be­trof­fe­nen Aus­zu­bil­den­den. Ein knap­pes Bud­get er­for­dert Ein­schrän­kun­gen im All­tag, z.B. den Ver­zicht auf ge­sun­de Er­näh­rung, Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten und so­zia­le Teil­ha­be, was zu einem Ge­fühl der so­zia­len Iso­la­ti­on füh­ren kann. Dar­über hin­aus er­höht die fi­nan­zi­el­le Be­las­tung wäh­rend der Aus­bil­dung häu­fig den Stress und die Sor­gen, was sich ne­ga­tiv auf die Ge­sund­heit und die Leis­tungs­fä­hig­keit der Aus­zu­bil­den­den aus­wir­ken kann. Fi­nan­zi­el­le Pro­ble­me kön­nen so die Lern­mo­ti­va­ti­on be­ein­träch­ti­gen und das Aus­bil­dungs­ziel ge­fähr­den.

Ar­muts­ge­fähr­de­te Aus­zu­bil­den­de rut­schen lei­der häufig in die Über­schul­dung. Eine ge­rin­ge Aus­bil­dungs­ver­gü­tung und hohe Le­bens­hal­tungs­kos­ten kön­nen dazu füh­ren, dass Azu­bis Schwie­rig­kei­ten haben, ihre fi­nan­zi­el­len Ver­pflich­tun­gen zu er­fül­len.

Trotz die­ser viel­fäl­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen gibt es in Deutsch­land eine Reihe von Un­ter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten, die Aus­zu­bil­den­den in fi­nan­zi­el­ler Not­la­ge hel­fen kön­nen:

  1. BAföG (Bun­des­aus­bil­dungs­för­de­rungs­ge­se­tz): Stu­die­ren­de sind nicht die ein­zi­gen, die An­spruch auf BAföG haben. Auch Aus­zu­bil­den­de kön­nen unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen BAföG be­an­tra­gen und so fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung für ihre Aus­bil­dung er­hal­ten.
  2. Be­rufs­aus­bil­dungs­bei­hil­fe (BAB): BAB ist eine fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung für Aus­zu­bil­den­de, die ihre Aus­bil­dungs­ver­gü­tung und/oder Un­ter­halts­kos­ten nicht aus ei­ge­ner Kraft de­cken kön­nen.
  3. Wohn­geld: Aus­zu­bil­den­de, die eine ei­ge­ne Woh­nung haben oder in einer Wohn­ge­mein­schaft leben, kön­nen Wohn­geld be­an­tra­gen, um einen Teil ihrer Miet­kos­ten ab­zu­de­cken.
  4. Es gibt ver­schie­de­ne Sti­pen­di­en­pro­gram­me, die spe­zi­ell für Aus­zu­bil­den­de an­ge­bo­ten wer­den und fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung oder Bil­dungs­för­de­rung bie­ten.
  5. So­zi­al­be­ra­tungs­stel­len: Viele Aus­bil­dungs­be­trie­be, Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und Stu­die­ren­den­wer­ke ver­fü­gen über So­zi­al­be­ra­tungs­stel­len, die Aus­zu­bil­den­den mit fi­nan­zi­el­len Fra­gen und Her­aus­for­de­run­gen zur Seite ste­hen.
  6. Schul­den­be­ra­tung: Falls Aus­zu­bil­den­de be­reits mit Schul­den be­las­tet sind, gibt es Schul­den­be­ra­tungs­stel­len, die dabei un­ter­stüt­zen kön­nen, einen Rück­zah­lungs­plan zu ent­wi­ckeln und den Um­gang mit Schul­den zu be­wäl­ti­gen.
  7. För­der­pro­gram­me der Bun­des­län­der: Ei­ni­ge Bun­des­län­der bie­ten zu­sätz­li­che För­der­pro­gram­me für Aus­zu­bil­den­de an, um ihre fi­nan­zi­el­le Si­tua­ti­on zu ver­bes­sern.

Mit einer brei­ten Pa­let­te an Un­ter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten er­hal­ten auch Azu­bis aus fi­nan­zi­ell be­nach­tei­lig­ten Ver­hält­nis­sen eine faire Mög­lich­keit, ihre Aus­bil­dung er­folg­reich ab­zu­schlie­ßen und eine viel­ver­spre­chen­de be­ruf­li­che Zu­kunft zu ge­stal­ten. Aus­bil­dungs­un­ter­neh­men und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen soll­ten ihre Aus­zu­bil­den­den aktiv über die fi­nan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten in­for­mie­ren. Work­shops und Schu­lun­gen zu The­men wie Bud­get­pla­nung, Spa­ren und Um­gang mit Schul­den kön­nen dazu bei­tra­gen, dass Aus­zu­bil­den­de ihre Fi­nan­zen bes­ser im Griff haben und lang­fris­ti­ge Schul­den­fal­len ver­mei­den. Ge­ne­rell ist es wich­tig, das Thema Ar­muts­ge­fähr­dung auch bei Aus­zu­bil­den­den ins öf­fent­li­che Be­wusst­sein zu rufen.

Wei­ter­füh­ren­de Links:

  • Über­blick fi­nan­zi­el­le Hil­fen
  • Sti­pen­dien­lot­se
  • Ho­ri­zont Stif­tung: Die Stif­tung för­dert vor allem Aus­bil­dungs- und Nach­wuchs­kräf­te im Be­reich Me­di­en, Mar­ke­ting und Kom­mu­ni­ka­ti­on. Mit der fi­nan­zi­el­len Hilfe kannst du Prak­ti­ka im Aus­land oder Wei­ter­bil­dungs­kur­se fi­nan­zie­ren. Die Be­wer­bung ist auf­wen­dig und du soll­test dich früh­zei­tig dafür be­wer­ben. Der Be­wer­bungs­schluss ist meist im Ja­nu­ar. Vor­aus­set­zung: Du darfst nicht älter als 30 Jahre alt sein.