Teilhabe ermöglichen: peer-to-peer-Programm für geflüchtete Jugendliche

Beim Finanzbildungsfestival 2024 „Mit Geld und Verstand“ in Berlin präsentierte die Stiftung Deutschland im Plus ihr Peer-to-Peer-Programm – ein Herzensprojekt, das geflüchteten Jugendlichen finanzielle Bildung auf Augenhöhe bietet. Das Festival erwies sich als perfekte Plattform, um dieses Programm vorzustellen. Ziel des Projektes ist es, jungen Menschen, die in Deutschland ein neues Leben beginnen, das nötige Wissen zu vermitteln, um finanzielle Herausforderungen besser zu bewältigen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Warum finanzielle Bildung für Geflüchtete so wichtig ist

Sahers persönliche Geschichte zeigt eindrucksvoll, welche Hürden Geflüchtete in Deutschland bewältigen müssen. Als Saher vor einigen Jahren aus Syrien nach Deutschland kam, war das deutsche Finanzsystem für ihn völlig neu. Schon früh machte er negative Erfahrungen: Er geriet unwissentlich in eine Kostenfalle, als er einen Vertrag unterschrieb, der ihn beinahe in eine ernste finanzielle Krise gestürzt hätte. Das Beispiel verdeutlicht, wie wichtig es ist, Geflüchteten fundiertes Wissen über das Finanzsystem in Deutschland zu vermitteln und sie vor Überschuldung zu schützen.

Der Peer-to-Peer-Ansatz: Lernen auf Augenhöhe

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, setzt die Stiftung Deutschland im Plus auf den Peer-to-Peer-Ansatz. Dieser wird bereits in anderen Bereichen der sozialen Arbeit erfolgreich eingesetzt. Geflüchtete werden selbst als Referent ausgebildet und geben ihre Erfahrungen an andere Geflüchtete weiter. Aktuell engagieren sich 10 Referenten dem Projekt, das auf Augenhöhe und mit einem tiefen Verständnis für die Lebensrealitäten der Teilnehmenden arbeitet.

Saher ist einer dieser Peer-Referenten und teilt seine Erfahrungen als Geflüchteter in Workshops mit anderen. In Integrationsklassen, Kulturtreffs oder Erstaufnahmeeinrichtungen vermittelt er grundlegendes Wissen über Budgetplanung, das Erkennen von Kostenfallen oder Bezahlverfahren in Deutschland. Dabei geht es nicht nur um reine Wissensvermittlung, sondern auch um den emotionalen Austausch von Erfahrungen, der für viele Teilnehmende eine wichtige Vertrauensbasis schafft.

Die Vorteile des Peer-to-Peer-Ansatzes

Kerstin Herzog, Vorständin bei der Stiftung, betont die Besonderheit des Peer-to-Peer-Ansatzes: „Geflüchtete sind eine sehr heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Bildungswegen und Bedürfnissen. Oft gibt es wenige oder nicht passgenaue Angebote im Bereich der Finanzbildung. Der Peer-to-Peer-Ansatz schafft eine niedrigschwellige Möglichkeit, Zugang zu dieser Gruppe zu finden und Vertrauen aufzubauen.“

Die Zukunft des Projekts: Mehr niedrigschwellige Angebote

Neben den authentischen Workshops gibt es weiterführende Materialien und Übungen für Lehrkräfte und Sozialarbeitende. Die modularen Unterrichtsmaterialien lassen sie sich flexibel an die Lebenssituation und das Bildungsniveau der Teilnehmenden anpassen.

Eine Herausforderung für die Zukunft wird sein, noch niedrigschwelligere Angebote zu schaffen. Ziel ist es, möglichst viele Geflüchtete zu erreichen und ihnen den Einstieg in ein selbstbestimmtes finanzielles Leben zu erleichtern. Denn: Finanzkompetenz ist Lebenskompetenz.

Peer-to-Peer als Schlüssel für Integration

Das Peer-to-Peer-Projekt der Stiftung Deutschland im Plus zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ihre Lebenswelten zu berücksichtigen. Der Ansatz schafft Zugänge zu schwer erreichbaren Zielgruppen, fördert Selbstbestimmung und Empowerment und hilft, Diskriminierungserfahrungen zu verringern. In der Arbeit mit Geflüchteten steht der Peer-to-Peer-Ansatz zudem für kulturelle Responsivität und gegenseitiges Lernen.

Teilhabe ist der Schlüssel – und mit Initiativen wie dem Peer-to-Peer-Programm können wir dazu beitragen, dass Geflüchtete nicht nur in Deutschland ankommen, sondern auch ein selbstbestimmtes, finanziell stabiles Leben führen.

Weiterführende Informationen und Materialien

Mehr Infos zum Projekt finden Sie hier.

Einen Zugang zu den Unterrichtsmaterialien erhalten Sie hier.