FinFluencer:in – Finanzielle Bildung in Social Media
„Finanzielle Bildung in cool“ – diesen Slogan schreiben sich viele FinFluencer:innen auf die Fahne. Das Konzept dieser Finanz-Influencer:innen scheint so einfach wie genial: In anschaulichen Posts und lustigen Videos über Geldthemen und allgemeine Wirtschaftsinhalte aufklären. Doch kann, beziehungsweise sollte ich überhaupt solchen Quellen trauen? Gibt es vielleicht Merkmale an denen ich gute Informationen von schlechten unterscheiden kann?
Dass die Einflussnahme von Influencer:innen vor allem bei Kindern und Jugendlichen sehr tiefgreifend sein kann, zeigt das psychologische Konzept des Modelllernens. Demzufolge werden bestimmte Verhaltensweisen von Personen nachgeahmt, besonders dann, wenn diese als beliebt wahrgenommen werden, oder das Handeln von Erfolg gekrönt ist. Wie sich das gerade im Bereich Konsum auswirkt, könnt ihr hier nachlesen. FinFluencer:innen treten mit ihren Inhalten, die dem Infotainment zugeordnet werden können, nicht nur als Vorbilder auf, deren Verhaltensweisen nachgeeifert werden, sondern auch als Wissensvermittler:innen. So verbreiten Sie neben Handlungsempfehlungen wie Anlagetipps auch Informationen, also beispielsweise grundlegende Wissen über den Finanzmarkt. Tatsächlich ist die Basis in beiden Fällen das Wissen selbst. Denn auch die Ratschläge gründen auf bestimmten Informationen. Die Frage ist jedoch, ob es sich dabei tatsächlich um allgemeingültige Fakten handelt, oder um Thesen, die weder wissenschaftlich belegt, noch von der Allgemeinheit als wahr anerkannt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, nicht einfach allem Glauben zu schenken, was einem präsentiert wird, sondern die Glaubwürdigkeit eingehend zu prüfen.
Hier eine Checkliste:
Transparenz:
Ein wichtiger Anhaltspunkt ist, ob der:die FinFluencer:in transparent auftritt. Es muss stets klar ersichtlich sein, woher die Informationen stammen, die vermittelt werden. Sollten die genauen Quellen nicht genannt werden, sollte zumindest der berufliche Hintergrund kommuniziert werden, der zur Glaubwürdigkeit des Wissens beiträgt. Hier könnt ihr auch im Internet recherchieren und gegebenenfalls mehr über die jeweilige Berufslaufbahn herausfinden. Die alleinige Aussage „Ich bin selbstständig und Millionär:in“ zählt also nicht.
Quellen überprüfen:
Gerade unbekannte Quellen sollten immer überprüft werden. Hier können unabhängige Seite, wie die der Verbraucherzentrale weiterhelfen. Auch lohnt es sich, einmal in Lexika zu blättern oder sich einen Überblick über die aktuelle Studienlage zu verschaffen. Sei dir auch darüber bewusst, dass hinter Verlinkungen sogenannte „Affiliate Links“ stecken können. Klickst du darauf, gelangst du auf die Seite eines Werbetreibenden, der dem:der Influencer:in dann eine Vermittlungsprovision zukommen lässt. Demnach ist hier ganz besonders auf den Ursprung zu achten.
Handlungsempfehlungen:
Empfiehlt der:die FinFluencer:in konkret etwas, prüfe, ob sich dahinter eine Werbepartnerschaft versteckt, oder ob sie selbst direkt davon profitieren. Manche gehören beispielsweise einem Strukturvertrieb an. Aus diesem Grund ist es wichtig Eigenrecherche zu betreiben und das dahinterstehende Geschäftsmodell zu erkennen. Werden schnelle Gewinnversprechungen gegeben oder sind diese an Bedingungen geknüpft, also dass du beispielsweise jetzt sofort einer bestimmten WhatsApp-Gruppe beitreten sollst, ist äußerste Vorsicht geboten. Vor solchen Aufforderungen sollte generell Abstand genommen werden.
Trends
Handelt es sich bei dem Anlagetipp um einen Trend oder stecken da wirklich plausible Gründe dahinter? Vielen Influencer:innen geht es in erster Linie um die Klicks. Da wird schnell auf einen bereits fahrenden Zug aufgesprungen, nur um viele Aufrufe und schlussendlich mehr Reichweite zu generieren.
Auf Professionalität und auf Followerzahlen zu achten ist hingegen kein hinreichendes Indiz für die Glaubwürdigkeit und Gültigkeit von Informationen. Denn zum einen lassen sich Follower einkaufen und zum anderen ist ein professioneller Auftritt nicht nur Expert:innen vorbehalten. Wichtig anzumerken ist zudem, dass gerade Investitionstipps keine Allgemeingültigkeit besitzen. Eine passende Geldanlage hängt von individuellen Gegebenheiten, wie zum Beispiel der eigenen Flexibilität, dem persönlichen Ziel oder auch der Risikobereitschaft ab. Schon alleine deshalb ist es ratsam, selbst zu recherchieren und nicht einfach blind einer Handlungsempfehlung zu folgen.
Aber auch im Gesamtkontext gesehen ist es in Bezug auf FinFluencer:innen empfehlenswert, alle Informationen zu hinterfragen und auf Herz und Nieren zu prüfen. Du kannst dir zum Beispiel bei bestimmten Meinungen mögliche Gegenargumente überlegen und diese so einem Test unterziehen. Dadurch wird nicht nur dein eigenes Reflexionsvermögen gestärkt, sondern du hast auch die Möglichkeit, deine persönlichen Kompetenzen auszubauen. Es gilt also:
„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Immanuel Kant
Autorin: Pauline Rösch (Referentin der Stiftung Deutschland im Plus)